Autor: Matthias Kotonski

Schützen, Veteranen, Frauen,
beim G'meindsrat vorbeischauen,
Fußballer und Musikanten,
Senioren, Schule, Asylanten,
in Spielgruppe und Kindergarten
sie schon lange auf ihn warten,
dann geht er noch von Haus zu Haus,
der heilige Sankt Nikolaus.

Er hat es streng, er hat es hart,
drei Tag' lang ist er auf der Fahrt,
kommt fast nicht mehr über die Runden
er muss zu vielen alten Kunden.

Er hat geplant und all's notiert,
damit, wenn's schließlich dann pressiert,
er sicher weiß, ob wo und wann
er ist mit seinem Auftritt dran.

Doch als nun ist die höchste Zeit
und alles ist schon vorbereit',
findet der St. Nikolaus
den Zettel nicht im ganzen Haus.
Schließlich fängt er ohne Plan
seine Vereinsbesuche an.

Sich's vorzustelln, das ist nicht schwer,
es gibt schon gleich das erst' Malleur.
Beim Kronenwirt im Schützenheim
da kehrt der Frauenbund stets ein.
Die Rede ist gut vorbereitet,
er würdevoll den Saal beschreitet.
Die Brille ist ganz angeschlagen
und ohne noch recht lang zu fragen,
mit seiner Rede er beginnt
und seinen Text zum Vortrag bringt.

?Grüß Gott, allsamt beim Frauenbund,
die Weihnachtsfeier ist der Grund,
dass wie schon im vergang'nen Jahr
ich wieder da bin, das ist klar."

Es wird ganz unruhig hier im Raum,
den Nik'laus, den versteht man kaum.
Man lauter Männerstimmen hört,
St. Nik'laus ist jetzt ganz verstört.
Der Frauenbund, der ist das nicht,
doch mutig er jetzt weiterspricht:

?Recht fromm ward wieder ihr und fleißig,
habt d'Kirch geschmückt, gebastelt eifrig" ?
Es riecht nach Bier, es riecht nach Rauch,
ja rauchen jetzt die Frauen auch.
Der Nikolaus sieht langsam besser,
doch sein Gesicht wird immer blässer.

Er weiß, warum's so unruhig wird,
er hat sich im Termin geirrt,
nicht Frauen muss er heut' ermahnen,
sondern die alten Veteranen.

Was ist zu tun in dieser Not,
die Knie zittern, der Kopf wird rot.
Der Nikolaus dreimal tief schnauft
und sich die Nackenhaare rauft.
Trinkt einen Schnaps und fasst sich Mut,
auswendig weiß er vieles gut,
dass man nicht länger auf ihn wartet,
er einen freien Vortrag startet,
doch bringt er vieles durcheinander
von dem Vortrag und jenem andern:

?Lang, lang ist her der letzte Krieg,
?s gab viele Not und keinen Sieg,
ihr habt gekämpft und habt gelitten, -

euch Frauen muss man nicht lang bitten.
Gibt's was zu helfen und zu tun,
dann macht ihr's ohne auszuruhn,
wo man euch braucht seid ihr bereit, -

ihr treue Kameraden seid,
haltet zusammen und seid stark,
zahlt Mitgliedsbeitrag zwanzig Mark
haltet hoch die Traditionen,

beim Fasching gibt's viel Sensationen,
Modenschau, Theaterspiel,
ja zum Lachen gibt es viel"

In dem Stil geht es lang noch weiter
die Feier wird jetzt richtig heiter,
weil Nik'laus aus dem großen Sack
seine Geschenke nun auspackt:

Kölnisch Wasser, Schal aus Seide
eine Brosche für das Kleide,
Kochrezepte, Eua de Toilette,
ein ganz kleines Kosmetikset,
einen Holzrahmen zum Sticken,
bunte Wolle für das Stricken
Ohrringen und Nagellack
hat er drin in seinem Sack
und dem Herrn Vorstand tut er geben
ein Heft der Zeitschrift ?Frau im Leben".

Was Frauen brauchen, was sie freut,
kriegen die Veteranen heut'.
Sie nehmen dankbar an die Gaben
weil sie nun endlich etwas haben
was sie, ohne viel nachzudenken
an Weihnachten den Frauen schenken.

So klingt der Abend fröhlich aus
alles dankt dem Nikolaus.
Den Irrtum hat man ihm verziehn
und lässt ihn dankbar weiterziehn.

Recht lange wird noch diskutiert
über das, was dann passiert,
wenn bei den Frau'n der Nikolaus,
packt auch die falschen Sachen aus.
Und es ist schließlich allen klar,
des Sackes Inhalt wir offenbar
am Weihnachtsabend, wenn auch dann
die Frau'n beschenken ihren Mann.
So kann es sein, dass dann vielleicht
jedes Geschenk sein Ziel erreicht.